Persönlicher Bericht von Martin C. aus W.
Der ICEman sollte heuer meine Saison der „offiziellen“ Events eröffnen und das hat er auch, und wie er das hat.
Ausgeschrieben waren lockere gut 2 km auf ner Runde mit schlanken 60 Hm mit immerhin 400 m Asphalt-Anteil, die es in der Zeit von 6 Stunden so oft zu umrunden galt, wie es die Beine, das Material, die Motivation oder sonstige Dinge zuließen, die das Radeln bei Null Grad Celsius mit abwechselnd Regen, Schneeregen, Eisregen, Hagel oder auch mal nur Schnee oder sogar Sonnenschein fördern. Das kann doch nicht so schlimm sein, dachte ich mir.
Mit Maik Kaufmann,Tom Schöler und Christoph Kronenberg vom Cycling-Team Wuppertal trafen wir uns bereits knapp 2 Stunden vor dem offiziellen Start auf der Rodenberg Alm, dem Veranstaltungsort.
Heuer war es anders. Ein gemischtes Starterfeld, einige bekannte Gesichter, aber die Motivation schien eher Spaß-ausgerichtet, denn „verbissen-auf-Sieg-fahren“ gepolt. So wurde gescherzt, insgesamt war es einfach nett dort.
Eine wunderbare Atmosphäre für 6 Stunden Qual im Dreck. Und Qual sollte es werden, derSpaß war jedoch ständig präsent.
Die Strecke: Start an der Alm, zunächst 150 m auf Asphalt in eine 180°-Links-Kehre, die gleich mal gefühlt senkrecht bergab ging und ebenso mind. 45° zur Seite „hing“. Wann ich hier wohl das erste Mal im Schlamm liege, dachte ich sofort, als die „Klippe“ nach 20 m in eine 180°-Kehre nach rechts führte, lustiger Weise durch nen Graben. Dann ein Stück flach bis zur ersten Wiese, die glücklicherweise ein ca. 15%iges Gefälle aufwies und sich entsprechend zügig rollen ließ…noch… Von dort ab in den Wald, eine im Verlauf der 6 Stunden stetig kniffliger werdende Abfahrt von einigen hundert Metern brachte das stollenbereifte Monstrum unter mir auf Geschwindigkeiten jenseits der 40 km/h. Das Schlingern in den Spurrillen trieb genügend Adrenalin in die Poren, um es „laufen zu lassen“. Vollbremsung, 90° rechts, 10% hoch auf Matsch. Tolle Wurst. Auf der Hälfte des Anstiegs ein umgestürzter Baum, den einige überfuhren, andere als „Drop“ in den Abgrund links daneben nutzten. Und ich? Ich hievte ganz elegant das tonnenschwere MTB über den Mammutbaum, der mit jeder Runde an Glätte und Umfang zunahm, Ehrlich! Oben angekommen, links rum, eine feuerschnelle Asphalt-Abfahrt, Vollbremsung, 90° links, ab in den Matsch, der zunächst flach, dann ansteigend auf die 2te Wiese führte, dem ultimativen Scharfrichter der Strecke. Nach dem „Einstieg“ in diese, der zwar nur 20 m lang war, aber dafür laut Telemetrie etwa 30 % steil und nach gut 2 Stunden nicht mehr fahrbar und kaum noch geh- und schiebbar, folgte ein Abschnitt von ca. 500 m (?), der es in sich hatte. Eine Wiese an einem Hang wurde in 3 Serpentinen wohl eher aus „good-will“ denn aus Erleichterung aufgeteilt.
Der Spruch des Tages: „Schon auf Asphalt wäre diese Wiese kaum fahrbar“, beschreibt, was sich da auftat. Von unten ein Anblick, wie auf die Schlusskehren des Stilfser Jochs, nur insgesamt steiler, nasser, wiesiger, und eben keine zig Kehren, sondern nur 3. So drückte man die vom Schlamm der vorherigen Abschnitte zum Slick mutierten Gummis mit dem ganzen Gewicht in das Gras, um wenigstens ein bisschen Grip zu bekommen. In den Kehren gab es lustige 30 % Ausschläge des Garmin. Mit jeder Runde wurden die Kehren länger, weil sich auch die Wiese langsam aber sicher in eine schlürfende und saugende Matschkuhle verwandelte und man immer weitere Bögen zog, um….ja, um nach dem Wiederantreten gnadenlos den Grip zu verlieren und an der mehr als 45° hängenden Wiese das Hinterrad mit einem halben Meter Versatz zum Vorderrad irgendwie zum Vortrieb zu überreden versuchte. Klappte ganz gut, mit zunehmender Stunde immer weniger.
Irgendwann kam man oben an…dachte man…es ging durch Matsch (ach so, sagte ich ja schon) mal wieder nur 5 % hoch, noch eine Mini-„Serpentine“ auf die Alm und schon war‘s vorbei….eine Runde wohlgemerkt.
Das ganze konnte ich in den 6 Stunden 12 mal wiederholen, inkl. der beiden Einrollrunden kam ich auf gut 40 km mit knapp 1.600 Hm in 6 Stunden. Noch Fragen? An meiner Seite war nonstop Maik die anderen Jungs kamen immer wieder an uns Vorbei.
Die Veranstaltung war organisatorisch klein, aber fein, es gab ne Verpflegungsstelle, man konnte beliebig oft das Rad von den Fango-Deluxe-Packungen befreien, an jeder Ecke wurde man angefeuert oder auch bemitleidet bzw. als möglicher zu therapierender Patient belächelt, aber immer waren die Zuschauer gut gelaunt, die Helfer ebenfalls, die Strecke sowieso und ich irgendwie auch.
ICEman Rotenburg 2014? Hmmmm……Na sicher!!!!!!!!!