Die Unwetterzentrale meldete Schneefall, Stufe "orange". Prima, Schnee ist für Radler nicht so schlimm, besser als Eisregen oder Glatteis.
Um 04:32h schwang ich mich auf mein Rad und traf im Wald einen weiteren Biker. Das konnte nur ein Teilnehmer des 23. Eifelmarathon auf dem Weg zum Start sein. Und richtig, der Radler entpuppte sich als Willi Kaiser, der Erfinder der Eifeltour.
Punkt 5 Uhr kamen wir am Startort an, wo schon fleißig der erste Platten geflickt wurde. Es ist wie verhext, beim Training hat fast nie jemand einen platten Reifen, beim Eifelmarathon sind es jedesmal mindestens 5, so auch diesmal.
Trotz allem konnte der Zeitplan eingehalten werden. Nicht zuletzt durch die perfekten Wetterbedingungen in den ersten Stunden. -3°C, trocken und ein grandioser Sonnenaufgang.
Doch dann kam aber der Schnee mit Macht. Keine 60 Minuten hat es gedauert, die Landschaft komplett weiß zu färben. Zum Glück war der Schnee nicht glatt, man konnte gut fahren.
Leider hörte es nicht mehr auf zu schneien, das Fahren im Wald wurde immer schwerer. So entschlossen wir uns, ein wenig abzukürzen und direkt die nächste Verpflegungsstation anzusteuern. In einer Abfahrt kamen wir am Radioteleskop Effelsberg vorbei, welches gut 100 Meter im Durchmesser aufweist. Aber kaum ein Radler hat es gesehen, weil es genau so weiß ist wie der Schnee und die Augen auf den Trail statt auf die Landschaft gerichtet waren. Dadurch verpassten wir einen Abzweig und aus der Abkürzung wurde ein 3km langer Umweg, der aufgrund des mittlerweile meterhohen Schnees eine Stunde kostete.
Um überhaupt noch im Hotel anzukommen, wollten wir die Trails verlassen und auf Straßen weiter fahren. Nur waren die Trails praktisch vom Himmel gefallen, es gab keine Straßen mehr, alles war zugeschneit. Noch lagen gut 70km vor uns und wir schafften selbst in den Abfahrten nur 10km/h. Die Begleitautos waren verschollen, kein Handy hatte Empfang.
Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Wir machten und gegenseitig Mut und dann erreichten wir tatsächlich eine Straße, die von einem Schneeschiebefahrzeug fahrbar gemacht wurde. Sogar unsere Telefone fanden wieder ein Netz, so hatten wir die Möglichkeit, die rettenden Begleitautos zu erreichen, denn mittlerweile war ein Großteil der Teilnehmer halb verhungert und verdurstet. Wir päppelten uns wieder auf und weiter ging es. Jedoch nicht für alle, der Begleitwagen fur beim Ausparken ein Rad zu Schrott.
Neben den Platten Reifen und dem zerstörten Rad gab es noch einen interessanten Defekt: ein Pedal rutschte von der eigenen Achse und steckte am Schuh von Willi Kaiser fest, statt fest am Rad zu sitzen. Doch Willi, mit über 20 Jahren Eifelmarathonerfahrung, ließ sich dadurch nicht unterkriegen und fand eine Möglichkeit, mit diesem Schaden irgendwie zu bis zum Ziel weiterzufahren.
Es waren insgesamt 26 Radler, jeder erlebte eigene Geschichten, die hier alle gar nicht aufgeschrieben werden können.
Die jüngsten Adler waren mit 15 Jahren Florian Wargers und mit 16 Jahren Jahren Jan Küpper. Die ältesten mit 60 bzw. 61 Jahren Wolfgang Hoffmann und Wili Kaiser.
Trotz des Schneetreibens sind alle wohlbehalten ohne größeren Schaden im Hotel angekommen. Warum man sowas macht kann man nur verstehen, wenn man beim Abendessen in die zufriedenen Gesichter der Teilnehmer geschaut hat.
Doch ohne unsere Helfer, die aus den Begleitautos heraus Kaffee, Tee und Brötchen verteilten, hätten wir es nicht geschafft, DANKE!
Am nächsten Tag fuhr die eine Hälfte im von der Spedition Mäuler zur Verfügung gestellten Kleinbusses nach Hause, die andere Hälfte noch einmal mit dem Fahhrad. Es sollte eigentlich über den Ahrtalradweg nach Bonn und dann durch die Wahner Heider Richtung Remscheid gehen, was jedoch wegen des Schnees unmöglich war. So fuhren wir auf der Bundesstraße, was trotz des einsetzenden Eisregens auf den letzten 30km gut geklappt hat.
Bis 2016, wenn es zum 24. mal heißt: Die Eifel ruft!